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 Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, den Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Rubrik «Unerwünschte Wirkungen».

SUNLENCA®

Gilead Sciences Switzerland Sàrl

Zusammensetzung

Wirkstoff

Lenacapavir als Lenacapavir-Natrium.

Hilfsstoffe

Injektionslösung

Macrogol 300 (E1521), Wasser für Injektionszwecke.

Eine Einzeldosis-Durchstechflasche mit 1,5 ml Sunlenca enthält 10,99 mg Natrium.

Filmtablette

Tablettenkern: Mannitol (E421), mikrokristalline Cellulose (E460), Croscarmellose-Natrium, Copovidon, Magnesiumstearat, Poloxamer 407.

Filmüberzug: Polyvinylalkohol (E1203), Titandioxid (E171), Macrogol 3350 (E1521), Talkum (E553b), Eisenoxidgelb (E172), Eisenoxidschwarz (E172), Eisenoxidrot (E172).

Eine Filmtablette Sunlenca enthält maximal 17,93 mg Natrium.

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

Injektionslösung mit Lenacapavir-Natrium entsprechend 463,5 mg Lenacapavir pro 1,5 ml-Einzeldosis-Durchstechflasche (309 mg/ml) zur subkutanen Injektion (s.c.).

Sterile, klare, gelbliche bis bräunliche Lösung ohne sichtbare Partikel.

Filmtablette mit Lenacapavir-Natrium entsprechend 300 mg Lenacapavir.

Beigefarbene, kapselförmige Filmtabletten, mit den Abmessungen 10 mm x 21 mm. Auf der einen Seite der Tablette ist «GSI» eingeprägt, auf der anderen Seite «62L».

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Sunlenca ist in Kombination mit einer optimierten antiretroviralen Hintergrundtherapie indiziert für die Behandlung einer Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus Typ 1 (HIV-1) bei stark vorbehandelten Erwachsenen mit einer multiresistenten HIV-1-Infektion, deren aktuelles antiretrovirales Regime aufgrund von Resistenz, Unverträglichkeit oder Sicherheitsbedenken versagt (siehe Abschnitt «Eigenschaften/Wirkungen»).

Dosierung/Anwendung

Die Therapie soll durch einen Arzt bzw. eine Ärztin eingeleitet werden, der bzw. die in der Behandlung der HIV-Infektion erfahren ist.

Vor dem Beginn der Behandlung mit Lenacapavir sollte der behandelnde Arzt sorgfältig Patienten auswählen, die mit dem erforderlichen Injektionsschema einverstanden sind, und die Patienten über die Bedeutung der Einhaltung der geplanten Termine zur Anwendung des Arzneimittels aufklären, um die Virussuppression aufrechtzuerhalten und das Risiko eines viralen Rebounds und einer möglichen Resistenzentwicklung im Zusammenhang mit verpassten Dosen zu verringern. Darüber hinaus sollte das medizinische Fachpersonal die Patienten über die Bedeutung der Adhärenz in Bezug auf die optimierte Hintergrundtherapie (optimised background regimen, OBR) aufklären, um das Risiko eines virologischen Rebounds und einer potenziellen Resistenzentwicklung weiter zu senken.

Zur Einleitung der Behandlung mit Lenacapavir müssen Sunlenca-Injektionen mit Sunlenca-Filmtabletten verabreicht werden.

Jede Injektion sollte von einer medizinischen Fachkraft verabreicht werden.

Übliche Dosierung

Therapieeinleitung

An Behandlungstag 1 und Behandlungstag 2 beträgt die empfohlene Dosis von Sunlenca 600 mg pro Tag, die als Tabletten eingenommen werden. An Behandlungstag 8 beträgt die empfohlene Dosis 300 mg, die als Tablette eingenommen wird. An Behandlungstag 15 beträgt die empfohlene Dosis 927 mg, die als subkutane Injektion verabreicht wird.

Erhaltungstherapie

Die empfohlene Dosis beträgt 927 mg Sunlenca, die als subkutane Injektion einmal alle 6 Monate (26 Wochen) ab dem Datum der letzten Injektion (+/- 2 Wochen) verabreicht werden.

Tabelle 1: Empfohlenes Behandlungsschema für Sunlenca: Einleitungs- und Erhaltungsdosierung

Zeitpunkt der Behandlung

 

Dosierung von Sunlenca: Einleitung

Tag 1

600 mg oral (2 x 300-mg-Tabletten)

Tag 2

600 mg oral (2 x 300-mg-Tabletten)

Tag 8

300 mg oral (1 x 300-mg-Tablette)

Tag 15

927 mg subkutane Injektion (2 Durchstechflaschen mit je 1,5 mla)

Dosierung von Sunlenca: Erhaltung

Alle 6 Monate

(26 Wochen)b

+/- 2 Wochen

927 mg subkutane Injektion (2 Durchstechflaschen mit je 1,5 mla)

 

a Zwei Injektionen, jede an einer anderen Stelle.

b Ab dem Datum der letzten Injektion.

Versäumte Dosis

Versäumte Dosis (einer Filmtablette in der Einleitungsphase der Behandlung)

Wenn die orale Dosis an Tag 2 (600 mg) versäumt wird um:

·weniger als 6 Tage, sollte der Patient die orale Dosis so bald wie möglich einnehmen und am Tag 8 weitere 300 mg.

·6 Tage oder mehr, sollte der Patient die versäumte orale Dosis so bald wie möglich einnehmen und 300 mg an Tag 15.

Wenn die orale Dosis an Tag 8 (300 mg) versäumt wird um:

·weniger als 6 Tage, sollte der Patient die orale Dosis 300 mg so bald wie möglich einnehmen.

·6 Tage oder mehr, sollte der Patient die versäumte orale Dosis an Tag 15 einnehmen.

Unabhängig davon, wann die orale Dosis von Tag 2 oder 8 eingenommen wird, sollten die subkutanen Injektionen an Tag 15 verabreicht werden, wie in Tabelle 1 beschrieben.

Wenn der Patient innerhalb von 3 Stunden nach Einnahme einer oralen Dosis von Sunlenca erbricht, sollte eine weitere orale Dosis eingenommen werden. Wenn der Patient mehr als 3 Stunden nach Einnahme einer oralen Dosis von Sunlenca erbricht, muss keine weitere orale Dosis von Sunlenca eingenommen werden und das vorgesehene Behandlungsschema soll weitergeführt werden.

Versäumte Dosis (einer subkutanen Injektion während der Erhaltungstherapie)

Wenn während der Erhaltungsphase mehr als 28 Wochen seit der letzten Injektion vergangen sind und es klinisch angezeigt ist, die Behandlung mit Sunlenca fortzusetzen, soll wieder mit dem ursprünglichen Dosierungsschema ab Tag 1 begonnen werden (siehe Tabelle 1).

Spezielle Dosierungsanweisungen

Patienten mit Leberfunktionsstörungen

Eine Dosisanpassung von Sunlenca bei Patienten mit einer leichten oder mittelschweren Leberfunktionsstörung (Klasse A oder B nach Child-Pugh) ist nicht erforderlich. Sunlenca wurde bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung (Klasse C nach Child-Pugh) nicht untersucht (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»).

Patienten mit Nierenfunktionsstörungen

Eine Dosisanpassung von Sunlenca bei Patienten mit einer leichten, mittelschweren oder schweren Nierenfunktionsbeeinträchtigung (Kreatinin-Clearance [CrCl] ≥15 ml/min) ist nicht erforderlich. Sunlenca wurde bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz (CrCl < 15 ml/min) nicht untersucht (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»).

Ältere Patienten

Eine Dosisanpassung von Sunlenca bei älteren Patienten ist nicht erforderlich (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»).

Kinder und Jugendliche

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Sunlenca bei Kindern unter 18 Jahren wurden nicht untersucht. Es liegen keine Daten vor.

Art der Anwendung

Injektionslösung

Zur subkutanen Anwendung.

Sunlenca Injektionen sollten von einer medizinischen Fachkraft in den Bauch verabreicht werden (zwei Injektionen, jede an einer anderen Stelle). Hinweise zur Vorbereitung und Verabreichung finden Sie in der «Gebrauchsanweisung» in der Packungsbeilage. Die «Gebrauchsanweisung» ist auch als Karte im Injektionskit enthalten.

Aseptische Technik anwenden. Die Lösung in den Durchstechflaschen vor der Verabreichung visuell auf Partikel und Verfärbungen untersuchen. Sunlenca Injektion ist eine gelbliche bis braune Lösung. Sunlenca Injektion nicht verwenden, wenn die Lösung Partikel oder Verfärbungen enthält. Sobald die Lösung aus den Durchstechflaschen aufgezogen wurde, sollten die subkutanen Injektionen so schnell wie möglich verabreicht werden (siehe «Sonstige Hinweise/Hinweise für die Handhabung»).

Die Bestandteile des Injektionskits sind nur zum einmaligen Gebrauch bestimmt (siehe «Sonstige Hinweise/Hinweise für die Handhabung»). Die Anwendung einer Zugangsvorrichtung für die Durchstechflasche ist erforderlich. Für eine vollständige Dosis sind zwei 1,5-ml-Injektionen erforderlich.

Filmtabletten

Zum Einnehmen.

Sunlenca kann unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»). Die Filmtablette darf weder zerkaut, zerdrückt noch geteilt werden.

Kontraindikationen

Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A-, P-gp- und UGT1A1-Induktoren, wie Rifampicin, Carbamazepin, Phenytoin oder Johanniskraut ist kontraindiziert (siehe Abschnitt «Interaktionen»).

Die gleichzeitige Anwendung mit starken Inhibitoren von CYP3A, P-gp und UGT1A1 zusammen, (d.h., Substanzen, die alle 3 Signalwege stark hemmen), wie Atazanavir/Cobicistat ist kontraindiziert (siehe Abschnitt «Interaktionen»).

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Langwirkende Eigenschaften einer Lenacapavir-Injektion

Restkonzentrationen einer Lenacapavir-Injektion können über einen längeren Zeitraum (bis zu 12 Monate oder länger) im Kreislauf der Patienten bleiben. Deshalb muss bereits vor der Wahl der Therapie bei der individuellen Nutzen/Risiko-Abwägung sowie bei Absetzen des Arzneimittels die Freisetzung von Lenacapavir über den aktiven Dosierungszeitraum hinaus berücksichtigt werden (siehe Abschnitte «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» (Anwendung anderer Arzneimittel nach dem Absetzen von Lenacapavir), «Schwangerschaft/Stillzeit», «Unerwünschte Wirkungen», «Pharmakokinetik» sowie «Überdosierung»).

Risiko einer Resistenzentwicklung bei Behandlungsabbruch

Bei Abbruch der Behandlung mit Sunlenca muss, wenn möglich, ein alternatives, vollständig supprimierendes, antiretrovirales Regime, spätestens 28 Wochen nach der letzten Injektion von Sunlenca, angewendet werden, um das Risiko für die Entwicklung einer viralen Resistenz zu minimieren.

Bei Verdacht auf virologisches Versagen sollte, wenn möglich, ein alternatives Regime angewendet werden.

Anwendung anderer Arzneimittel nach dem Absetzen von Lenacapavir

Nach Absetzen von Sunlenca können Restkonzentrationen von Lenacapavir über einen längeren Zeitraum im systemischen Kreislauf der Patienten verbleiben. Diese Konzentrationen können die Exposition anderer Arzneimittel (d.h. empfindliche CYP3A-Substrate) beeinflussen, die innerhalb von 9 Monaten nach der letzten subkutanen Dosis von Sunlenca verabreicht werden (siehe Abschnitt «Interaktionen»). Basierend auf den bekannten Metabolismus- bzw. Eliminationsmechanismen, ist es nicht zu erwarten, dass diese Konzentrationen die Exposition anderer antiretroviraler Wirkstoffe beeinflussen, die nach dem Absetzen von Sunlenca verabreicht werden.

Ein möglicher Anstieg der Lenacapavir Restkonzentrationen muss berücksichtigt werden, wenn gleichzeitige starke Inhibitoren von CYP3A, P-gp und UGT1A1 zusammen, (d.h., Substanzen, die alle 3 Signalwege stark hemmen), wie Atazanavir/Cobicistat nach einer Lenacapavir-Unterbrechung verwendet werden.

Immun-Reaktivierungs-Syndrom

Bei HIV infizierten Patienten mit schwerem Immundefekt kann sich zum Zeitpunkt der Einleitung einer antiretroviralen Kombinationstherapie (cART) eine entzündliche Reaktion auf asymptomatische oder residuale opportunistische Pathogene entwickeln, die zu schweren klinischen Zuständen oder zur Verschlechterung von Symptomen führt. Typischerweise wurden solche Reaktionen innerhalb der ersten Wochen oder Monate nach Beginn der cART beobachtet. Entsprechende Beispiele sind unter anderem Cytomegalovirus-Retinitis, generalisierte und/oder lokalisierte mykobakterielle Infektionen und durch Pneumocystis jirovecii verursachte Pneumonie. Jedes Entzündungssymptom ist zu bewerten; falls notwendig, ist eine Behandlung einzuleiten.

Es liegen auch Berichte über Autoimmunerkrankungen (wie z.B. Morbus Basedow und Autoimmunhepatitis) vor, die im Rahmen einer Immun-Reaktivierung auftraten; allerdings ist der Zeitpunkt des Auftretens sehr variabel und diese Ereignisse können viele Monate nach Beginn der Behandlung auftreten.

Opportunistische Infektionen

Die Patienten sind darauf hinzuweisen, dass Sunlenca oder eine andere antiretrovirale Therapie eine HIV-Infektion nicht heilen kann und dass sie dennoch opportunistische Infektionen und sonstige Komplikationen einer HIV-Infektion entwickeln können. Deshalb ist weiterhin eine kontinuierliche engmaschige klinische Überwachung durch Ärzte, die in der Behandlung von Patienten mit HIV-assoziierten Erkrankungen erfahren sind, erforderlich.

Gleichzeitige Anwendung mit anderen Arzneimitteln

Die gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, die moderate CYP3A- und P-gp-Induktoren sind (z.B. Efavirenz, Rifapentin und Rifabutin) ist nicht empfohlen (s. «Interaktionen»).

Hilfsstoffe

Sunlenca enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Injektion oder Filmtablette, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Einfluss anderer Substanzen auf die Pharmakokinetik von Lenacapavir

Lenacapavir ist ein Substrat von CYP3A, P-gp und UGT1A1. Arzneimittel, die starke Induktoren von CYP3A, P-gp und UGT1A1 sind, wie z.B. Rifampicin, können die Plasmakonzentrationen von Lenacapavir signifikant verringern, was zu einem Verlust der therapeutischen Wirkung und einer Resistenzentwicklung führen kann; die gleichzeitige Anwendung ist daher kontraindiziert (siehe Abschnitt «Kontraindikationen»). Auch Arzneimittel, die moderate Induktoren von CYP3A und P-gp sind, wie z.B. Efavirenz, können die Plasmakonzentrationen von Lenacapavir signifikant verringern, die gleichzeitige Anwendung wird daher nicht empfohlen (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Arzneimittel, die starke Inhibitoren von CYP3A, P-gp und UGT1A1 zusammen sind (d.h. alle 3 Signalwege), wie z.B. Atazanavir/Cobicistat, können die Plasmakonzentrationen von Lenacapavir signifikant erhöhen. Die gleichzeitige Anwendung ist daher kontraindiziert (siehe Abschnitt «Kontraindikationen»).

Starke CY3A4-Inhibitoren allein, z.B. Voriconazol, oder starke Inhibitoren von CYP3A und P-gp zusammen (z.B. Cobicistat) führen nicht zu einem klinisch relevanten Anstieg der Lenacapavir-Exposition.

Einfluss von Lenacapavir auf die Pharmakokinetik anderer Substanzen

Lenacapavir ist ein moderater Inhibitor von CYP3A. Wenn Sunlenca zusammen mit einem empfindlichen CYP3A-Substrat mit geringer therapeutischer Breite verabreicht wird, ist Vorsicht geboten. Lenacapavir ist kein klinisch bedeutsamer Inhibitor von P-gp und BCRP und hemmt nicht OATP.

Interaktionen zwischen Lenacapavir und potenziell gleichzeitig angewendeten Arzneimitteln sind in Tabelle 2 aufgeführt (wobei das 90% Konfidenzintervall [KI] des Verhältnisses der geometrischen Kleinste-Quadrate-Mittelwerte [geometric least squares mean, GLSM] innerhalb «↔», oberhalb «↑» oder unterhalb «↓» der vorbestimmten Äquivalenzgrenzen lag; ein Wert von 1,00 entspricht dabei keiner Veränderung in den pharmakokinetischen Parametern, «q.d.» bedeutet einmal täglich und «b.i.d.» bedeutet zweimal täglich).

TABELLE 2: Interaktionen zwischen Sunlenca und anderen Arzneimitteln

Arzneimittel nach therapeutischem Gebiet

Auswirkungen auf die Arzneimittelkonzentration.

Mittleres Verhältnis (90% Konfidenzintervall) für AUC, Cmax

Empfehlung zur gleichzeitigen Anwendung mit Sunlenca

ANTIMYCOBAKTERIELLE WIRKSTOFFE

Rifampicina,b, c (600 mg q.d.)

Lenacapavir:

↓ AUC: 0,16 (0,12; 0,20)

↓Cmax: 0,45 (0,34; 0,60)

Die gleichzeitige Anwendung ist kontraindiziert (siehe Abschnitt «Kontraindikationen»).

Rifabutin

Rifapentinr

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die gleichzeitige Anwendung von Rifabutin und Rifapentin kann die Plasmakonzentrationen von Lenacapavir verringern, was zu einem Verlust der therapeutischen Wirkung und zur Entwicklung von Resistenzen führen kann.

Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

ANTIKONVULSIVA

Carbamazepin

Phenytoin

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin oder Phenytoin mit Lenacapavir kann die Plasmakonzentrationen von Lenacapavir verringern, was zu einem Verlust der therapeutischen Wirkung und zur Entwicklung von Resistenzen führen kann.

Die gleichzeitige Anwendung ist kontraindiziert (siehe Abschnitt «Kontraindikationen»).

Oxcarbazepin

Phenobarbital

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die gleichzeitige Anwendung von Oxcarbazepin oder Phenobarbital mit Lenacapavir kann die Plasmakonzentrationen von Lenacapavir verringern, was zu einem Verlust der therapeutischen Wirkung und zur Entwicklung von Resistenzen führen kann.

Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Es sollten alternative Antikonvulsiva in Betracht gezogen werden.

PFLANZLICHE ARZNEIMITTEL

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die gleichzeitige Anwendung von

Johanniskraut kann die Plasmakonzentrationen von Lenacapavir verringern, was zu einem Verlust der therapeutischen Wirkung und zur Entwicklung von Resistenzen führen kann.

Die gleichzeitige Anwendung ist kontraindiziert (siehe Abschnitt «Kontraindikationen»).

ANTIRETROVIRALE ARZNEIMITTEL

Atazanavir/Cobicistatb,d, e

(300 mg/150 mg q.d.)

Lenacapavir:

↑ AUC: 4,21 (3,19; 5,57)

↑ Cmax: 6,60 (4,99; 8,73)

Die gleichzeitige Anwendung ist kontraindiziert (siehe Abschnitt «Kontraindikationen»).

Efavirenzb,d, f (600 mg q.d.)

Lenacapavir:

↓ AUC: 0,44 (0,32; 0,59)

↓ Cmax: 0,64 (0,45; 0,92)

Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Etravirin

Nevirapin

Tipranavir/Ritonavir

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die gleichzeitige Anwendung von Etravirin, Nevirapin oder Tipranavir/Ritonavir kann die Plasmakonzentrationen von Lenacapavir verringern, was zum Verlust der therapeutischen Wirkung und zur Entwicklung von Resistenzen führen kann.

Cobicistatb,d,g (150 mg q.d.)

Lenacapavir:

↑ AUC: 2,28 (1,75; 2,96)

↑ Cmax: 2,10 (1,62; 2,72)

Eine Dosisanpassung von Lenacapavir ist nicht erforderlich.

Darunavir/Cobicistatb,d,h

(800 mg/150 mg q.d.)

Lenacapavir:

↑ AUC: 1,94 (1,50; 2,52)

↑ Cmax: 2,30 (1,79; 2,95)

Ritonavir

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die gleichzeitige Anwendung von Ritonavir kann zu einer Erhöhung der Plasmakonzentrationen von Lenacapavir führen.

Tenofoviralafenamidd,i,j (25 mg)

Tenofoviralafenamid:

↑ AUC: 1,32 (1,09; 1,59)

↑ Cmax: 1,24 (0,98; 1,58)

Tenofovirk:

↑ AUC: 1,47 (1,27; 1,71)

↑ Cmax: 1,23 (1,05; 1,44)

Eine Dosisanpassung von Tenofoviralafenamid ist nicht erforderlich.

ERGOT-DERIVATE

Dihydroergotaminr

Ergotaminr

Methylergonovinr

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die Plasmakonzentrationen dieser Arzneimittel können bei gleichzeitiger Anwendung mit Lenacapavir erhöht sein.

Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen.

PHOSPHODIESTERASE-5(PDE-5)-INHIBITOREN

Sildenafil

Tadalafil

Vardenafil

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die Konzentration von PDE-5-Inhibitoren kann bei gleichzeitiger Anwendung mit Lenacapavir erhöht sein.

Anwendung von PDE-5-Inhibitoren bei pulmonaler arterieller Hypertonie: Die gleichzeitige Anwendung mit Tadalafil wird nicht empfohlen.

Anwendung von PDE-5-Inhibitoren bei Erektionsstörungen:

Sildenafil: Es wird eine Anfangsdosis von 25 mg empfohlen.

Vardenafil: maximal 5 mg in einem Zeitraum von 24 Stunden.

Tadalafil:

·Zur Anwendung nach Bedarf: maximal 10 mg alle 72 Stunden

·Bei einmal täglicher Anwendung: Dosis nicht über 2,5 mg

KORTIKOSTEROIDE (systemisch)

Dexamethason

Hydrocortison/Cortison

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die Plasmakonzentrationen von Kortikosteroiden können bei gleichzeitiger Anwendung mit Lenacapavir erhöht sein.

Die gleichzeitige Anwendung von Sunlenca mit Kortikosteroiden, deren Exposition durch CYP3A-Inhibitoren signifikant erhöht wird, kann das Risiko eines Cushing-Syndroms und einer Nebennierensuppression erhöhen. Mit der niedrigsten Anfangsdosis beginnen und unter Überwachung der Sicherheit vorsichtig titrieren.

HMG-CoA-REDUKTASE-INHIBITOREN

Lovastatin

Simvastatin

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die Plasmakonzentrationen dieser Arzneimittel können bei gleichzeitiger Anwendung mit Lenacapavir erhöht sein.

Lovastatin und Simvastatin mit der niedrigsten Anfangsdosis einleiten und unter Überwachung der Sicherheit (z.B. Myopathie) vorsichtig titrieren.

Atorvastatin

Eine Dosisanpassung von Atorvastatin ist nicht erforderlich.

Pitavastatind,i,l (2 mg Einzeldosis; gleichzeitige Anwendung)

Pitavastatind,i,l (2 mg Einzeldosis;

3 Tage nach Lenacapavir)

Pitavastatin:

↔ AUC: 1,11 (1,00; 1,25)

↔ Cmax: 1,00 (0,84; 1,19)

Pitavastatin:

↔ AUC: 0,96 (0,87; 1,07)

↔ Cmax: 0,85 (0,69; 1,05)

Eine Dosisanpassung von Pitavastatin und Rosuvastatin ist nicht erforderlich.

Rosuvastatind,i,m (5 mg Einzeldosis)

Rosuvastatin:

↑ AUC: 1,31 (1,19; 1,43)

↑ Cmax: 1,57 (1,38; 1,80)

ANTIARRHYTHMIKA

Digoxin

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die Digoxinkonzentration kann bei gleichzeitiger Anwendung mit Lenacapavir erhöht sein.

Es ist Vorsicht geboten und eine Überwachung der therapeutischen Digoxinkonzentration wird empfohlen.

SEDATIVA/HYPNOTIKA

Midazolamd, l, n (2,5 mg Einzeldosis; oral; gleichzeitige Anwendung)

Midazolam:

↑ AUC: 3,59 (3,30; 3,91)

↑ Cmax: 1,94 (1,81; 2,08)

1-Hydroxymidazolame:

↓ AUC: 0,76 (0,72; 0,80)

↓ Cmax: 0,54 (0,50; 0,59)

Wenn Midazolam oder Triazolam zusammen mit Sunlenca angewendet wird, ist Vorsicht geboten.

Midazolamd, l, n (2,5 mg Einzeldosis; oral; 1 Tag nach Lenacapavir)

Midazolam:

↑ AUC: 4,08 (3,77; 4,41)

↑ Cmax: 2,16 (2,02; 2,30)

1-Hydroxymidazolame:

↓ AUC: 0,84 (0,80; 0,88)

↓ Cmax: 0,52 (0,48; 0,57)

Triazolam

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die Konzentration von Triazolam kann bei gleichzeitiger Anwendung mit Lenacapavir erhöht sein.

ANTIKOAGULANZIEN

Direkte orale Antikoagulanzien

(DOAC)

Rivaroxaban

Betrixabanr

Dabigatran

Edoxaban

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die DOAC-Konzentration kann bei gleichzeitiger Anwendung mit Lenacapavir erhöht sein.

Weitere Informationen zur Anwendung in Kombination mit kombinierten moderaten CYP3A- und P-gp-Inhibitoren sind der Fachinformation des DOAC zu entnehmen.

ANTIMYKOTIKA

Voriconazola,b,p,q (400 mg b.i.d./200 mg b.i.d.)

Lenacapavir:

↑ AUC: 1,41 (1,10; 1,81)

↔ Cmax: 1,09 (0,81; 1,47)

Eine Dosisanpassung von Lenacapavir ist nicht erforderlich.

Itraconazol

Ketoconazol

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die Plasmakonzentration von Lenacapavir kann bei gleichzeitiger Anwendung mit Itraconazol oder Ketoconazol erhöht sein.

H2-REZEPTOR-ANTAGONISTEN

Famotidina,b (40 mg q.d., 2 Stunden vor Lenacapavir)

Famotidin:

↑ AUC: 1,28 (1,00; 1,63)

↔ Cmax: 1,01 (0,75; 1,34)

Eine Dosisanpassung von Famotidin ist nicht erforderlich.

ORALE KONTRAZEPTIVA

Ethinylestradiol

Progestine

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die Plasmakonzentrationen von Ethinylestradiol und Progestinen können bei gleichzeitiger Anwendung mit Lenacapavir erhöht sein.

Lenacapavir kann mit oralen Kontrazeptiva zusammen verabreicht werden.

GESCHLECHTSANGLEICHENDE HORMONE

17β-Estradiol

Antiandrogene

Gestagen

Testosteron

Interaktionen wurden nicht untersucht.

Die Plasmakonzentrationen dieser Arzneimittel können bei gleichzeitiger Anwendung mit Lenacapavir erhöht sein.

Eine Dosisanpassung dieser geschlechtsspezifischen Hormone ist nicht erforderlich.

 

1 Diese Tabelle umfasst nicht alle Interaktionen.

a Nüchtern

b Diese Studie wurde mit einer Einzeldosis von 300 mg Lenacapavir durchgeführt.

c Als starker Induktor von CYP3A und als Induktor von P-gp und UGT eingestuft.

d Mit einer Mahlzeit.

e Als starker Inhibitor von CYP3A und als Inhibitor von UGT1A1 und P-gp eingestuft.

f Als moderater Induktor von CYP3A und als Induktor von P-gp eingestuft.

g Als starker Inhibitor von CYP3A und als Inhibitor von P-gp eingestuft.

h Als starker Inhibitor von CYP3A und als Inhibitor und Induktor von P-gp eingestuft.

Diese Studie wurde mit Lenacapavir 600 mg Einzeldosis nach einer Aufsättigung von 600 mg zweimal täglich über 2 Tage durchgeführt, 600 mg Einzeldosen Lenacapavir wurden mit jedem gleichzeitig angewendeten Arzneimittel verabreicht.

j Als P-gp-Substrat eingestuft.

k Tenofoviralafenamid wird in vivo zu Tenofovir umgewandelt.

Als OATP-Substrat eingestuft.

Als BCRP-Substrat eingestuft.

n Als CYP3A-Substrat eingestuft.

o Aktiver Hauptmetabolit von Midazolam.

p Als starker Inhibitor von CYP3A eingestuft.

q Diese Studie wurde mit Voriconazol 400 mg Aufsättigungsdosis zweimal täglich für einen Tag durchgeführt, gefolgt von 200 mg Erhaltungsdosis zweimal täglich.

r In der Schweiz nicht zugelassen.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft

Es liegen keine oder nur begrenzte Daten über die Anwendung von Lenacapavir bei schwangeren Frauen vor. Die Auswirkungen von Lenacapavir auf die Schwangerschaft beim Menschen sind nicht bekannt.

Tierexperimentelle Studien zeigen keine direkten oder indirekten Auswirkungen in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität (siehe Abschnitt «Präklinische Daten»).

Sunlenca sollte während der Schwangerschaft oder bei Frauen im gebärfähigen Alter, die eine Schwangerschaft planen oder keine zuverlässige, kontrazeptive Methode anwenden, nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen das mögliche Risiko für den Fötus rechtfertigt.

Restkonzentrationen von Lenacapavir können über einen längeren Zeitraum (bis zu 12 Monate oder länger) im systemischen Kreislauf der Patienten verbleiben (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Eine mögliche spätere Exposition des Fötus sollte in Betracht gezogen werden.

Stillzeit

Frauen, die mit HIV leben, sollten ihre Kinder nicht stillen, um eine Übertragung von HIV auf ihren Säugling zu vermeiden.

Es ist nicht bekannt, ob Lenacapavir in die Muttermilch übergeht. Nach Verabreichung an Ratten während der Trächtigkeit wurde Lenacapavir in geringen Mengen im Plasma der gesäugten Rattenjungen gefunden, ohne Auswirkungen auf diese gesäugten Jungen.

Fertilität

Es liegen keine Daten zu den Auswirkungen von Lenacapavir auf die männliche oder weibliche Fertilität beim Menschen vor. Tierexperimentelle Studien zeigen keine Auswirkungen von Lenacapavir auf die männliche oder weibliche Fertilität (siehe Abschnitt «Präklinische Daten»).

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es ist nicht zu erwarten, dass Sunlenca Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, hat.

Es wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt.

Unerwünschte Wirkungen

Zusammenfassung des Sicherheitsprofils

Die Beurteilung der unerwünschten Wirkungen basiert auf Daten von stark vorbehandelten erwachsenen HIV-Patienten, die Sunlenca in einer Phase-2/3-Studie (GS-US-200-4625; «CAPELLA»; n = 72) bis Woche 52 erhielten; (mediane Studiendauer: 54 Wochen), sowie auf unterstützenden Daten von nicht vorbehandelten erwachsenen HIV-Patienten, die Sunlenca in einer Phase-2-Studie (GS-US-200-4334; «CALIBRATE»; n = 157) bis Woche 54 erhielten (mediane Expositionsdauer: 66 Wochen).

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen bei stark vorbehandelten erwachsenen Patienten waren Reaktionen an der Injektionsstelle (injection site reactions, ISR) (63%) und Übelkeit (4%).

Liste der unerwünschten Wirkungen

Eine tabellarische Liste der unerwünschten Wirkungen ist in Tabelle 3 aufgeführt. Die Häufigkeiten sind wie folgt definiert: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100 bis < 1/10), gelegentlich (≥1/1000 bis < 1/100), selten (≥1/10'000 bis < 1/1000) und sehr selten (< 1/10'000).

TABELLE 3: Tabellarische Liste der unerwünschten Wirkungen

Häufigkeita

Unerwünschte Wirkung

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig

Übelkeit

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Sehr häufig

Reaktionen an der Injektionsstelle (63%)b

 

a Häufigkeit basierend auf allen Patienten (Kohorten 1 und 2) in CAPELLA (siehe Abschnitt «Eigenschaften/Wirkungen»).

b Dazu gehören Schwellung an der Injektionsstelle, Schmerz, Erythem, Knötchen, Induration, Juckreiz, Extravasat, Unbehagen, Raumforderungen, Hämatom, Ödem und Ulkus.

Beschreibung spezifischer unerwünschter Wirkungen und Zusatzinformationen

Lokale Reaktionen an der Injektionsstelle (ISR)

Die meisten Patienten hatten ISR, die von leichter (Grad 1,42 %) oder mittelgradiger Ausprägung (Grad 2,18 %) waren. 3 % der Patienten hatten schwerwiegende ISR (Grad 3), die sich innerhalb von 1 bis 8 Tagen zurückbildeten. Bei keinem Patienten kam es zu einer ISR von Grad 4.

Die bei mehr als 1% der Patienten gemeldeten ISR waren Schwellung (31 %), Schmerzen (31 %), Erythem (25 %), Knötchen (24 %), Induration (15 %), Juckreiz (4 %) und Extravasat (3 %). Die bei 1% der Patienten gemeldeten ISR waren Unbehagen, Raumforderungen, Hämatom, Ödem und Ulkus.

Die mediane Dauer aller ISR, außer Knötchen und Indurationen, betrug 6 Tage. Die mediane Dauer des Fortbestehens der Knötchen und Indurationen betrug 180 bzw. 118 Tage.

Meldung des Verdachts auf unerwünschte Wirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Anzeichen und Symptome

Derzeit gibt es nur begrenzte Erfahrungen mit einer Überdosierung von Lenacapavir.

Behandlung

Bei einer Überdosierung muss der Patient auf Anzeichen für eine Toxizität überwacht werden. Die Behandlung einer Überdosierung mit Sunlenca beinhaltet allgemeine unterstützende Massnahmen, einschliesslich Überwachung der Vitalzeichen sowie die Beobachtung des klinischen Status des Patienten. Da Lenacapavir hochgradig proteingebunden ist, ist es unwahrscheinlich, dass es durch Dialyse signifikant eliminiert wird.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

J05AX31

Wirkungsmechanismus

Lenacapavir ist ein mehrstufiger, selektiver Inhibitor der HIV-1-Capsidfunktion, der direkt an die Schnittstelle zwischen den Untereinheiten des Capsidproteins (CA) bindet. Lenacapavir hemmt die HIV-1-Replikation, indem es in mehrere wesentliche Schritte des viralen Lebenszyklus eingreift, darunter die durch das Capsid vermittelte Aufnahme proviraler HIV-1-DNA in den Kern (durch Blockierung der Bindung von Kernimportproteinen an das Capsid), den Virusaufbau und die Virusfreisetzung (durch Beeinträchtigung der Gag/Gag-Pol-Funktion und Verringerung der Produktion von CA-Untereinheiten) sowie die Bildung des Capsidkerns (durch Störung der Assoziationsgeschwindigkeit der Capsid-Untereinheiten, was zu missgebildeten Capsiden führt).

Die Wirkung von Lenacapavir ist spezifisch auf das humane Immundefizienzvirus (HIV-1) ausgerichtet.

Pharmakodynamik

Antivirale Aktivität und Selektivität in vitro

Die antivirale Aktivität von Lenacapavir gegen Labor- und klinische Isolate von HIV-1 wurde in Lymphoblastenzelllinien, PBMCs, primären Monozyten/Makrophagen und CD4+-T-Lymphozyten untersucht. Die EC50- und Selektivitätswerte (CC50/EC50) lagen zwischen 30 und 190 pM bzw. 140'000 und > 1'670'000 für das Wildtyp (WT)-HIV-1-Virus. Der proteinangepasste EC95-Wert für Lenacapavir betrug 4 nM (3,87 ng pro ml) in der MT-4 T-Zelllinie für Wildtyp-HIV-1-Viren.

In einer Studie mit Lenacapavir in Kombination mit Vertretern der wichtigsten Klassen antiretroviraler Wirkstoffe (nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren [NRTI], nicht nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren [NNRTI], Integrase-Strang-Transfer-Inhibitoren [INSTI] und Protease-Inhibitoren [PI]) wurden synergistische antivirale Effekte beobachtet. Bei diesen Kombinationen wurde kein Antagonismus beobachtet.

Lenacapavir zeigte in Zellkulturen antivirale Aktivität gegen alle HIV-1-Gruppen (M, N, O), einschliesslich der Subtypen A, A1, AE, AG, B, BF, C, D, E, F, G, H.

Lenacapavir war 15- bis 25-mal weniger aktiv gegen HIV-2-Isolate als gegen HIV-1.

Resistenz

In Zellkultur

HIV-1-Varianten mit reduzierter Empfindlichkeit gegenüber Lenacapavir wurden in Zellkultur selektiert. Bei der In-vitro-Resistenzselektion mit Lenacapavir wurden 7 Mutationen im CA festgestellt: L56I, M66I, Q67H, K70N, N74D/S und T107N einzeln oder als Doppelkombination. Die phänotypische Empfindlichkeit gegenüber Lenacapavir war im Vergleich zum WT-Virus um das 4- bis > 3226-Fache reduziert. HIV-1-Varianten mit einer > 10-fach geringeren Empfindlichkeit gegenüber Lenacapavir im Vergleich zum WT-Virus zeigten eine eingeschränkte Replikationskapazität in primären humanen CD4+-T-Lymphozyten und Makrophagen (0,03–28% bzw. 1,9–72% des WT-Virus).

Bei stark vorbehandelten Patienten

In der Studie GS-US-200-4625 («CAPELLA») erfüllten 29% (21/72) der stark vorbehandelten Patienten die Kriterien für Resistenzanalysen bis Woche 52 (HIV-1-RNA ≥50 Kopien/ml bei bestätigtem virologischem Versagen [suboptimales virologisches Ansprechen in Woche 4, virologischer Wiederanstieg oder Virämie beim letzten Termin]) und wurden auf das Auftreten von Lenacapavir-assoziierten Mutationen hin untersucht. Lenacapavir-assoziierte Capsid-Mutationen wurden bei 11,1% (n = 8) dieser Patienten gefunden. Die CA-Mutation M66I wurde bei 8,3% (n = 6) der Patienten nachgewiesen, entweder allein oder in Kombination mit anderen Sunlenca-assoziierten Capsid-Mutationen wie N74D, Q67Q/H/K/N, K70K/N/R/S, T107T/C und T107A. Bei einem Patienten trat eine K70H-CA-Mutation zusammen mit T107T/N auf, und bei einem Patienten traten sowohl Q67H als auch K70R im CA auf.

Phänotypische Analysen ergaben, dass die M66I- und K70H-Mutationen im Vergleich zum WT mit einer durchschnittlich 234-fachen bzw. 265-fachen Abnahme der Empfindlichkeit gegenüber Lenacapavir einhergingen. Das CA-Resistenzmuster Q67H + K70R war mit einer 15-fach geringeren Empfindlichkeit gegenüber Lenacapavir assoziiert.

Kreuzresistenz

Die antivirale In-vitro-Aktivität von Lenacapavir wurde gegen ein umfassendes Spektrum von zielgerichteten HIV-1-Mutanten und patienteneigenen HIV-1-Isolaten mit Resistenz gegen die vier Hauptklassen antiretroviraler Wirkstoffe (NRTI, NNRTI, INSTI und PI; n = 58) ermittelt, sowie gegenüber Viren, die gegen Maturationsinhibitoren resistent sind (n = 24), und gegenüber Viren, die gegen die Klasse der Entry-Inhibitoren (EI) (Fostemsavir, Ibalizumab, Maraviroc und Enfuvirtid; n = 42) resistent sind. Diese Daten deuten darauf hin, dass Lenacapavir gegen alle getesteten Varianten voll wirksam bleibt und somit ein nicht überlappendes Resistenzprofil aufweist. Darüber hinaus wurde die antivirale Aktivität von Lenacapavir in Patientenisolaten nicht durch das Vorhandensein natürlich vorkommender Gag-Polymorphismen beeinflusst.

Auswirkungen auf das Elektrokardiogramm

In einer t/QT-Parallelgruppenstudie zeigte Lenacapavir keine klinisch relevanten Auswirkungen auf das QTcF-Intervall. Bei supratherapeutischen Dosen von Lenacapavir (9-mal höher als die therapeutischen Dosen von Sunlenca) betrug der vorhergesagte mittlere Anstieg (oberes 90%-Konfidenzintervall) des QTcF-Intervalls 2,6 (4,8) ms, und es gab keinen Zusammenhang (p = 0,36) zwischen den gemessenen Lenacapavir-Plasmakonzentrationen und der Veränderung des QTcF Intervalls.

Klinische Wirksamkeit

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Sunlenca bei HIV-1-infizierten, stark vorbehandelten, multiresistenten Patienten basiert auf den Daten von 52 Wochen der teilrandomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden, multizentrischen Studie GS-US-200-4625 («CAPELLA»).

CAPELLA wurde an 72 stark vorbehandelten Patienten mit multiklassenresistentem HIV-1 durchgeführt. Die Patienten mussten eine Viruslast von ≥400 Kopien/ml, eine dokumentierte Resistenz gegen mindestens zwei antiretrovirale Medikamente aus jeder von mindestens 3 der 4 Klassen antiretroviraler Medikamente (NRTI, NNRTI, PI und INSTI) aufweisen, sowie bei Studienbeginn aufgrund von Resistenz, Unverträglichkeit, Verfügbarkeit des Medikaments, Kontraindikation oder anderen Sicherheitsbedenken ≤2 voll wirksame antiretrovirale Medikamente aus den 4 Klassen antiretroviraler Medikamente übrighaben.

Die Studie bestand aus zwei Kohorten. Die Patienten wurden in die randomisierte Kohorte (Kohorte 1) aufgenommen, wenn sie einen Rückgang der HIV-1-RNA um < 0,5 log10 im Vergleich zum Screening-Termin aufwiesen. Die Patienten wurden in die nicht randomisierte Kohorte (Kohorte 2) aufgenommen, wenn sie einen Rückgang der HIV-1-RNA um ≥0,5 log10 im Vergleich zum Screening-Termin aufwiesen oder nachdem Kohorte 1 ihren geplanten Stichprobenumfang erreicht hatte. Die Patienten erhielten 600 mg, 600 mg bzw. 300 mg Lenacapavir oral an Tag 1, Tag 2 bzw. Tag 8, und anschließend 927 mg subkutan an Tag 15 und danach alle 6 Monate 927 mg subkutan (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»).

Kohorte 1 (n = 36, randomisiert): Im 14-tägigen funktionellen Monotherapiezeitraum wurden die Patienten der Kohorte 1 im Verhältnis 2:1 verblindet randomisiert, um entweder Lenacapavir oder Placebo zu erhalten, wobei sie ihr versagendes Therapieschema fortsetzten. Dieser Zeitraum diente dazu, die virologische Aktivität von Sunlenca zu ermitteln. Nach der funktionellen Monotherapie setzten Patienten, die Sunlenca erhalten hatten, die Behandlung mit Sunlenca zusammen mit einer optimierten Hintergrundtherapie (OBR) fort; Patienten, die während dieses Zeitraums Placebo erhalten hatten, begannen die Behandlung mit Sunlenca zusammen mit einer OBR.

Die Patienten in Kohorte 1 waren im Durchschnitt 52 Jahre alt (Bereich: 24 bis 71), 72% waren männlich, 46% waren weiss, 46% waren schwarz und 9% waren asiatischer Herkunft. Neunundzwanzig Prozent der Patienten waren hispanischen/lateinamerikanischen Ursprungs. Der mediane HIV-1-RNA-Wert im Plasma zu Studienbeginn lag bei 4,5 log10 Kopien/ml (Bereich: 2,3 bis 5,4). Vier Prozent der Patienten, die Lenacapavir erhielten und 50% der Patienten, die Placebo erhielten, hatten zu Studienbeginn eine Viruslast von mehr als 100'000 Kopien/ml. Die mediane CD4+-Zellzahl zu Studienbeginn lag bei 127 Zellen/mm3 (Bereich: 6 bis 827). Bei 75% der Patienten betrug die Zahl der CD4+-Zellen weniger als 200 Zellen/mm3. Der prozentuale Anteil der Patienten in der randomisierten Kohorte mit bekannter Resistenz gegen mindestens zwei Wirkstoffe aus den Klassen der NRTI, NNRTI, PI und INSTI betrug 97%, 94%, 78% bzw. 75%. In Kohorte 1 hatten 53% der Patienten keinen voll wirksamen Wirkstoff, 31% hatten einen voll wirksamen Wirkstoff und 17% hatten zwei oder mehr voll wirksame Wirkstoffe in ihrem ursprünglichen versagenden Therapieschema.

Kohorte 2 (n = 36, nicht randomisiert): Die Patienten in Kohorte 2 begannen an Tag 1 mit Sunlenca und einer OBR.

Die Patienten in Kohorte 2 waren im Durchschnitt 48 Jahre alt (Bereich: 23 bis 78), 78% waren männlich, 36% waren weiss, 31% schwarz, 33% waren asiatischer Herkunft und 14% der Patienten waren hispanischen/lateinamerikanischen Ursprungs. Der mediane HIV-1-RNA-Wert im Plasma zu Studienbeginn lag bei 4,5 log10 Kopien/ml (Bereich: 1,3 bis 5,7). Neunzehn Prozent der Patienten hatten zu Studienbeginn eine Viruslast von mehr als 100'000 Kopien/ml. Die mediane CD4+-Zellzahl zu Studienbeginn lag bei 195 Zellen/mm3 (Bereich: 3 bis 1296). Bei 53% der Patienten betrug die Zahl der CD4+-Zellen weniger als 200 Zellen/mm3. Der prozentuale Anteil der Patienten in der nicht randomisierten Kohorte mit bekannter Resistenz gegen mindestens zwei Wirkstoffe aus den Klassen der NRTI, NNRTI, PI und INSTI betrug 100%, 100%, 83% bzw. 64%. In Kohorte 2 hatten 31% der Patienten keinen voll wirksamen Wirkstoff, 42% hatten einen voll wirksamen Wirkstoff und 28% hatten zwei oder mehr voll wirksame Wirkstoffe in ihrem ursprünglichen versagenden Therapieschema.

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war der Anteil der Patienten in Kohorte 1, die am Ende der funktionellen Monotherapie eine Verringerung der HIV-1-RNA um ≥0,5 log10 Kopien/ml gegenüber dem Ausgangswert erreichten. Die Ergebnisse der primären Endpunktanalyse demonstrierten die Überlegenheit von Sunlenca gegenüber Placebo, wie in Tabelle 4 dargestellt.

TABELLE 4: Anteil der Patienten, die eine Verringerung der Viruslast um ≥0,5 log10 erreichten (Kohorte 1)

 

Sunlenca
(n = 24)

Placebo
(n = 12)

Anteil der Patienten, die eine Verringerung der Viruslast um ≥0,5 log10 erreichten

87,5%

16,7%

Behandlungsunterschied (95% KI); p-Wert

70,8% (34,9% bis 90,0%); p < 0,0001

 

Die Ergebnisse in den Wochen 26 und 52 sind in Tabelle 5 und Tabelle 6 dargestellt.

TABELLE 5: Virologische Ergebnisse (HIV-1-RNA < 50 Kopien/ml) in den Wochen 26a und 52b mit Sunlenca plus OBR in der CAPELLA-Studie (Kohorte 1)

 

[Sunlenca] plus OBR
(n = 36)

Woche 26

Woche 52

HIV-1-RNA < 50 Kopien/ml

81%

83%

HIV-1-RNA ≥50 Kopien/mlc

19%

14%

Keine virologischen Daten im Woche-26- oder Woche-52-Zeitintervall

0

3%

Studienmedikation aufgrund von UE oder Tod beendetd

0

0

Studienmedikation aus anderen Gründene abgesetzt und zuletzt verfügbare Messung HIV-1-RNA < 50 Kopien/ml

0

3%

Fehlende Daten während des Zeitintervalls, aber unter Anwendung der Studienmedikation

0

0

 

a Das Woche-26-Zeitintervall war definiert als die Zeitspanne zwischen Tag 184 und Tag 232 (inklusive).

b Das Woche-52-Zeitintervall war definiert als die Zeitspanne zwischen Tag 324 und Tag 414 (inklusive).

c Einschliesslich Patienten mit ≥50 Kopien/ml im Woche-26- oder Woche-52-Zeitintervall; Patienten, die aufgrund fehlender Wirksamkeit oder Verlust der Wirksamkeit die Studie vorzeitig beendeten; Patienten, die aus anderen Gründen als einem unerwünschten Ereignis (UE), Tod, fehlender Wirksamkeit oder Verlust der Wirksamkeit die Studie beendeten und zum Zeitpunkt des Abbruchs eine Viruslast von ≥50 Kopien/ml aufwiesen.

d Einschliesslich Patienten, die aufgrund von UE oder Tod zu einem Zeitpunkt ab Tag 1 bis zum Ende des Zeitintervalls die Studie beendeten, wenn dies zu keinen virologischen Daten während der Behandlung innerhalb des spezifizierten Zeitintervalls führte.

e Einschliesslich Patienten, die aus anderen Gründen als einem UE, Tod, fehlender Wirksamkeit oder Verlust der Wirksamkeit die Studie beendeten, z.B. Einwilligung zurückgezogen, Loss to Follow-Up usw.

TABELLE 6: Virologische Ergebnisse (HIV-1-RNA < 50 Kopien/ml) nach Baseline-Kovariaten in den Wochen 26a und 52b mit Sunlenca plus OBR in der CAPELLA-Studie (Kohorte 1)

 

[Sunlenca] plus OBR
(n = 36)

Woche 26

Woche 52

Plasmaviruslast zu Studienbeginn (Kopien/ml)

≤100'000

86% (25/29)

86% (25/29)

> 100'000

57% (4/7)

71% (5/7)

CD4+-Wert zu Studienbeginn (Zellen/mm3)

< 200

78% (21/27)

78% (21/27)

≥200

89% (8/9)

100% (9/9)

INSTI-Resistenzprofil zu Studienbeginn

Mit INSTI-Resistenz

85% (23/27)

81% (22/27)

Ohne INSTI-Resistenz

63% (5/8)

88% (7/8)

Anzahl der voll wirksamen ARV-Wirkstoffe in der OBR

0

67% (4/6)

67% (4/6)

1

86% (12/14)

79% (11/14)

≥2

81% (13/16)

94% (15/16)

Einsatz von DTG und/oder DRV in der OBR

Mit DTG und DRV

83% (10/12)

83% (10/12)

Mit DTG, ohne DRV

83% (5/6)

83% (5/6)

Ohne DTG, mit DRV

78% (7/9)

89% (8/9)

Ohne DTG oder DRV

78% (7/9)

78% (7/9)

 

ARV = antiretroviral; DRV = Darunavir; DTG = Dolutegravir; INSTI = Integrase-Strang-Transfer-Inhibitor; OBR = optimierte Hintergrundtherapie

a Das Zeitintervall für Woche 26 lag zwischen den Tagen 184 und 232 (einschliesslich).

b Das Zeitintervall für Woche 52 lag zwischen den Tagen 324 und 414 (einschliesslich).

In Kohorte 1 betrug die mediane Veränderung der CD4+-Zellzahl in den Wochen 26 und 52 im Vergleich zum Studienbeginn 72 Zellen/mm3 (Bereich: -101 bis 522) bzw. 68 Zellen/mm3 (Bereich:

-194 bis 467).

In Kohorte 2 erreichten in Woche 26 81% der Patienten (29/36) eine HIV-1-RNA < 50 Kopien/ml, und die mediane Veränderung der CD4+-Zellzahl im Vergleich zum Studienbeginn betrug 88 Zellen/mm3 (Bereich: -103 bis 459).

Pharmakokinetik

Absorption

Orale Verabreichung

Nach oraler Anwendung werden maximale Lenacapavir-Plasmakonzentrationen 4 Stunden nach Verabreichung von Sunlenca erreicht. Die absolute Bioverfügbarkeit nach oraler Verabreichung von Lenacapavir ist gering (etwa 6 bis 10%). Lenacapavir ist ein Substrat von P-gp.

AUC, Cmax und Tmax von Lenacapavir waren nach dem Verzehr einer fettarmen (ca. 400 kcal, 25% Fett) oder fettreichen (ca. 1000 kcal, 50% Fett) Mahlzeit im Vergleich zum Nüchternzustand ähnlich. Orales Lenacapavir kann unabhängig von den Mahlzeiten verabreicht werden.

Subkutane Verabreichung

Lenacapavir wird nach subkutaner Verabreichung vollständig absorbiert. Aufgrund der langsamen Freisetzung vom Ort der subkutanen Injektion ist das Absorptionsprofil von subkutan verabreichtem Lenacapavir komplex; die maximalen Plasmakonzentrationen werden 77 bis 84 Tage nach der Verabreichung erreicht.

Pharmakokinetische Parameter

Simulierte Steady-State-Expositionen von Lenacapavir nach dem empfohlenen Anwendungsschema bei stark behandlungserfahrenen Patienten mit HIV sind in Tabelle 7 aufgeführt.

TABELLE 7: Pharmakokinetische Parameter von Lenacapavir nach oraler und subkutaner Anwendung

 

Tag 1 und 2: 600 mg (oral), Tag 8: 300 mg (oral), Tag 15: 927 mg (s.c.)

Parameter
Mittelwert (%VK)a

Tag 1 bis Tag 15

Tag 15 bis Ende von Monat 6

Steady State

Cmax
(ng/ml)

69,6 (56)

87 (71,8)

97,2 (70,3)

AUCtau
(h•ng/ml)

15600 (52,9)

250000 (66,6)

300000 (68,5)

Ctrough

(ng/ml)

35,9 (56.8)

32,7 (88)

36,2 (90,6)

 

VK = Variationskoeffizient; s.c.= subkutan

a Simulierte Expositionen mittels populationspharmakokinetischer Analyse.

Eine populationspharmakokinetische Analyse ergab, dass die Lenacapavir-Exposition (AUCtau, Cmax und Ctrough) bei stark vorbehandelten HIV-1 infizierten Patienten um 28,5% bis 84,1% höher war als bei Studienteilnehmer ohne HIV-1-Infektion.

Distribution

Das scheinbare Distributionsvolumen betrug 19240 Liter nach oraler Verabreichung und lag zwischen 9500 und 11700 Litern nach subkutaner Verabreichung.

Lenacapavir ist hochgradig an Plasmaproteine gebunden (> 98,5%).

Metabolismus

Nach einer einmaligen intravenösen Verabreichung von radioaktiv markiertem Lenacapavir an gesunde Probanden war der vorherrschende Teil der gesamten Radioaktivität im Plasma unverändertes Lenacapavir (69%).

Der Stoffwechsel spielte bei der Elimination von Lenacapavir eine untergeordnete Rolle. Lenacapavir wurde mittels Oxidation, N-Dealkylierung, Hydrogenisierung, Amidhydrolyse, Glukuronidierung, Hexosekonjugation, Pentosekonjugation und Glutathionkonjugation verstoffwechselt, hauptsächlich durch CYP3A und UGT1A1. Es gab keinen einzelnen zirkulierenden Metaboliten, der mehr als 10% der arzneimittelbezogenen Plasmaexposition ausmachte.

Elimination

Nach einer einmaligen intravenösen Verabreichung von radioaktiv markiertem Lenacapavir an gesunde Probanden wurden 76% der gesamten Radioaktivität in den Fäzes und < 1% im Urin wiedergefunden. Der vorherrschende Anteil in den Fäzes (33%) war unverändertes Lenacapavir.

Die mediane Halbwertszeit nach oraler und subkutaner Verabreichung lag zwischen 10 und 12 Tagen bzw. 8 und 12 Wochen. Die mittlere scheinbare Clearance betrug nach oraler Verabreichung 55 l/h und nach subkutaner Gabe 4,2 l/h.

Linearität/Nichtlinearität

Die Pharmakokinetik von Lenacapavir nach oraler Verabreichung von Einzeldosen ist nicht linear. Die Lenacapavir Cmax und AUC nehmen in einem Dosisbereich von 50 bis 1800 mg weniger als dosisproportional zu.

Die Pharmakokinetik von Lenacapavir nach subkutaner Injektion von Einzeldosen (309 mg/ml) ist über den Dosisbereich von 309 bis 927 mg dosisproportional.

Kinetik spezieller Patientengruppen

Leberfunktionsstörungen

Die Pharmakokinetik einer oralen Einzeldosis von 300 mg Lenacapavir wurde in einer gezielten Studie bei Patienten mit mittelschwerer Leberfunktionsstörung (Klasse B nach Child-Pugh) untersucht. Die mittlere Exposition gegenüber Lenacapavir war bei Patienten mit mittelschwerer Leberfunktionsstörung (Klasse B nach Child-Pugh) im Vergleich zu Probanden mit normaler Leberfunktion erhöht (1.47- fach bzw. 2.61-fach für AUCinf und Cmax); dieser Anstieg wurde jedoch nicht als klinisch relevant erachtet. Die Pharmakokinetik von Lenacapavir wurde bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung (Klasse C nach Child-Pugh) nicht untersucht (siehe Abschnitt «Dosierung/Anwendung»).

Nierenfunktionsstörungen

Die Pharmakokinetik einer oralen Einzeldosis von 300 mg Lenacapavir wurde in einer gezielten Studie bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsbeeinträchtigung (geschätzte Kreatinin-Clearance ≥15 und < 30 mL/Minute) untersucht. Die Lenacapavir-Exposition war bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsbeeinträchtigung im Vergleich zu Probanden mit normaler Nierenfunktion erhöht (1.84- fach bzw. 2.62-fach für AUCinf und Cmax); dieser Anstieg wurde jedoch nicht als klinisch relevant erachtet. Die Pharmakokinetik von Lenacapavir wurde bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz, einschliesslich Dialysepatienten, nicht untersucht (siehe Abschnitt «Dosierung/Anwendung»). Da Lenacapavir zu mehr als 98,5% an Proteine gebunden ist, ist nicht zu erwarten, dass eine Dialyse die Exposition gegenüber Lenacapavir verändert.

Ältere Patienten

Populationspharmakokinetische Analysen ergaben, dass das Alter (≥65 bis 78 Jahre) keinen klinisch bedeutsamen Einfluss auf die systemischen Lenacapavir-Expositionen hatte.

Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit

Populationspharmakokinetische Analysen mit Daten aus Studien mit Erwachsenen haben keine klinisch relevanten Unterschiede hinsichtlich Lenacapavir-Exposition aufgrund des Geschlechts, der ethnischen Zugehörigkeit oder des Gewichts ergeben.

Präklinische Daten

Basierend auf den konventionellen Studien zur nichtklinischen Toxikologie lassen die präklinischen Daten zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Genotoxizität, Kanzerogenität und Reproduktions- und Entwicklungstoxizität keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.

Genotoxizität

Lenacapavir war in herkömmlichen Genotoxizitätstests weder mutagen noch klastogen.

Kanzerogenität

Lenacapavir zeigte keine Kanzerogenität in einer 6-monatigen Studie mit transgenen rasH2-Mäusen bei Dosen von bis zu 300 mg/kg/Dosis einmal alle 13 Wochen, was zu einer Exposition führte, die etwa dem 37-fachen der Humanexposition bei der für Menschen empfohlenen Dosis entspricht.

Reproduktionstoxizität

Bei Ratten wurde die männliche und weibliche Fertilität bei Lenacapavir-Expositionen bis zum 5-fachen der empfohlenen Humandosis nicht beeinträchtigt. Bei Ratten und Kaninchen wurde die embryofötale Entwicklung bei Expositionen bis zum 13- bzw. 108-fachen der beim Menschen empfohlenen Dosis nicht beeinträchtigt. Bei Ratten wurde die prä- und postnatale Entwicklung bei Expositionen bis zum 4-fachen der menschlichen Exposition bei der beim Menschen empfohlenen Dosis nicht beeinträchtigt. In einer prä- und postnatalen Entwicklungsstudie wurde der Übergang von Lenacapavir von den Muttertieren auf die neonatalen Ratten beobachtet. Es ist jedoch nicht bekannt, ob der Übergang über die Plazenta oder die Milch erfolgte; daher ist nicht bekannt, ob Lenacapavir möglicherweise beim Menschen in die Plazenta oder in die Muttermilch übergeht.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

Haltbarkeit

Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Besondere Lagerungshinweise

Für Kinder unzugänglich aufbewahren.

Nicht über 30°C lagern.

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht (Injektionslösung) oder Feuchtigkeit (Filmtabletten) zu schützen.

Haltbarkeit in der Spritze

Sobald die Lösung in die Spritze aufgezogen wurde, sollte das Produkt aus mikrobiologischen Gründen sofort verwendet werden.

Hinweise für die Handhabung

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den örtlichen Bestimmungen zu entsorgen.

Eine illustrierte Anleitung zur Verabreichung von Sunlenca Injektion finden Sie in der Gebrauchsanweisung in der Packung.

Zulassungsnummer

68385, 68386 (Swissmedic)

Packungen

Sunlenca, Injektionslösung: 1x 2 [A]

Sunlenca Injektion ist in einem Dosierkit erhältlich, das Folgendes enthält:

·2 Einweg-Durchstechflaschen aus Klarglas mit Sunlenca, die jeweils eine ausreichende Menge für die Entnahme von 463,5 mg/1,5 mL (309 mg/mL) Lenacapavir enthalten. Die Durchstechflaschen sind mit einem Elastomerverschluss und einem Aluminiumüberzug mit Flip-off-Kappe versiegelt;

·2 Verbindungsstücke für die Durchstechflasche, 2 Einwegspritzen und 2 Sicherheitsinjektionsnadeln für die subkutane Injektion (22-Gauge, 12,7 mm).

Sunlenca 300 mg, Filmtabletten: 1x 5 [A]

Sunlenca-Tabletten sind in einer Blisterpackung verpackt, die Folgendes enthält:

·5 Tabletten Sunlenca, die jeweils 300 mg Lenacapavir enthalten, in einer klaren Blisterpackung, die mit einem Foliendeckel versiegelt ist. Die Blisterkarte, die zwischen kindersicheren, versiegelten Pappkarten steckt, ist mit Silikagel-Trockenmittel in einem versiegelten, flexiblen, laminierten Beutel verpackt.

Zulassungsinhaberin

Gilead Sciences Switzerland Sàrl, Zug

Stand der Information

Februar 2023

Gebrauchsanweisung - Sunlenca 463,5 mg Injektionslösung

Die folgenden Informationen sind nur für medizinisches Fachpersonal bestimmt:

Ihr Paket enthält

2 Durchstechflaschen

Bild 1

2 Verbindungsstücke für die Durchstechflasche

Bild 3

2 Spritzen

Bild 5

2 Injektionsnadeln

Bild 7

 

Alle Komponenten sind für den einmaligen Gebrauch bestimmt.

Für eine vollständige Dosis sind zwei 1,5-ml-Injektionen erforderlich. Die Verwendung des Verbindungsstücks für die Durchstechflasche ist erforderlich.

Vergewissern Sie sich, dass:

·die Durchstechflasche eine gelbliche bis braune Lösung ohne Partikel enthält

·der Inhalt nicht beschädigt ist

·das Produkt nicht abgelaufen ist

1. Durchstechflasche vorbereiten

Bild 9

Schutzkappe entfernen.

Bild 11

Flaschenstopfen mit einem Alkoholtupfer reinigen.

2. Verbindungsstück für die Durchstechflasche vorbereiten

Bild 13

Herunterdrücken.

Bild 15

Abdrehen.

3. Spritze aufsetzen und aufziehen

Bild 17

·Spritze aufsetzen und 1,5 ml Luft in die Durchstechflasche injizieren.

·Umdrehen und den gesamten Inhalt aufziehen.

4. Injektionsstelle am Abdomen des Patienten vorbereiten

Bild 19

Mögliche Injektionsstellen (mindestens 5 cm vom Nabel entfernt).

5. Nadel auf Spritze aufsetzen

Bild 21

Injektionsnadel aufsetzen und bis auf 1,5 ml vorspritzen.

6. Dosis injizieren

Bild 23

1,5 ml Sunlenca subkutan injizieren.

7. Zweite Injektion verabreichen

Bild 25

Die Schritte für die 2. Injektion an einer neuen Injektionsstelle wiederholen.