DEPRIVITA®
Permamed AG
Pflanzliches Antidepressivum
Zusammensetzung
Wirkstoffe:
Johanniskrauttrockenextrakt (Hyperici herbae extractum).
Hilfsstoffe
Excip. pro compr. obduct.
Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit
1 Filmtablette Deprivita enthält: Hyperici herbae extractum ethanolicum siccum 900 mg (3–6:1), corresp. 0,9–2,7 mg Gesamthypericin (berechnet als Hypericin).
Auszugsmittel: Ethanol 80 Vol.-%.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Leichte und mittelgradige depressive Episoden (F32.0 und F32.1 gemäss ICD-10).
Dosierung/Anwendung
Erwachsene/Jugendliche (ab 18 Jahren) nehmen 1 Filmtablette pro Tag unzerkaut mit etwas Flüssigkeit nach dem Frühstück ein.
Therapiedauer
Die antidepressive Wirkung von Deprivita setzt im Allgemeinen nach ca. 2 Wochen ein, der Aufbau der vollen therapeutischen Wirkung kann jedoch 3–4 Wochen erfordern. Die Behandlung mit Deprivita ist symptomatisch und muss deshalb während einer angemessenen Zeitdauer weitergeführt werden. Die Dauer der Anwendung ist grundsätzlich nicht begrenzt. Ist aber nach 4 bis 6 Wochen keine Besserung erfolgt, sollte ein Arzt entscheiden, ob die Therapieform fortgesetzt werden sollte.
Kontraindikationen
Deprivita darf nicht angewendet werden bei:
路bekannter Überempfindlichkeit gegen Hypericum-Extrakte oder einen der verwendeten Inhaltsstoffe (Hilfsstoffe) des Arzneimittels;
路bekannter Lichtüberempfindlichkeit;
路Kindern unter 18 Jahren, da für diese Patientengruppe keine Daten vorliegen;
路schwerer Depression.
Deprivita induziert die CYP3A4-, CYP2C9-, CYP2C19- und Glycoprotein-Aktivität und darf daher nicht gleichzeitig eingenommen werden mit folgenden Arzneimitteln:
路gewisse Immunsuppressiva (z.B. Ciclosporin, Tacrolimus oder Sirolimus);
路Anti-HIV-Arzneimittel aus der Gruppe der Non-Nucleosid-Reverse-Transcriptase-Inhibitoren (z.B. Nevirapin) und Proteinase-Inhibitoren (z.B. Indinavir, Amprenavir);
路gewisse Zytostatika (z.B. Imatinib, Irinotecan);
路orale Antikoagulanzien von Cumarintyp.
Zu Einzelheiten siehe unter «Interaktionen».
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Relative Kontraindikationen
Neben den oben beschriebenen absolut kontraindizierten Arzneimitteln sollten Johanniskraut-Extrakte auf Grund der bekannten Interaktionen mit mehreren Substanzgruppen nur nach kritischer Evaluation zusammen mit gewissen anderen (namentlich rezeptpflichtigen) Arzneimitteln eingesetzt werden. Wenn gleichzeitig andere Arzneimittel eingenommen werden müssen, ist zu Beginn und am Ende der Therapie sowie bei einer Dosisänderung von Johanniskraut-Präparaten Vorsicht geboten.
Wegen des Risikos schwerer Interaktionen mit Arzneimitteln, die vor oder während einer Operation eingesetzt werden, sollte Deprivita mindestens 5 Tage vor einer Operation abgesetzt werden und auch nach einer Operation erst nach Rücksprache mit einem Arzt bzw. einer Ärztin eingenommen werden.
Näheres zu den relativ kontraindizierten Arzneimitteln wie z.B. Digoxin, Methadon und hormonale Kontrazeptiva siehe unter «Interaktionen»!
Vorsichtsmassnahmen
Sehr selten und v.a. bei hellhäutigen Personen kann es nach Einnahme von Johanniskraut-Präparaten und nachfolgender Sonnenlichtbestrahlung zu Hautreaktionen, wie sonnenbrandähnlichen Rötungen, kommen. Bei Auftreten solcher Symptome ist die Behandlung abzubrechen.
Interaktionen
Pharmakokinetische Interaktionen
Interaktions-Daten weisen einerseits auf eine Induktion des Cytochrom P450-Systems durch Johanniskraut-Extrakte (besonders CYP3A4, aber auch CYP2C9, CYP2C19), andererseits auf eine Induktion von Transportproteinen (P-Glycoprotein z.B. bei Digoxin) hin. Dies kann zu einer Abnahme der Plasmakonzentration und zu einer Abschwächung der therapeutischen Wirkung einer Reihe von komedizierten Arzneimitteln sowie – vor allem bei Substanzen mit einer geringen therapeutischen Breite – zu potenziell schwerwiegenden Konsequenzen führen.
Plasmaspiegel und/oder Wirkung interagierender Arzneimittel – insbesondere solcher mit geringer therapeutischer Breite – sollten deshalb zu Beginn und am Ende einer Therapie sowie bei einer Dosisänderung des Johanniskraut-Präparates engmaschig kontrolliert und deren Dosierung entsprechend angepasst werden.
Umgekehrt kann es beim plötzlichen Absetzen von Johanniskraut-Präparaten zu einem Anstieg der Plasmakonzentration komedizierter Arzneimittel mit evtl. toxischen Wirkungen kommen.
Im Falle einer akzidentellen Einnahme von Johanniskraut-Präparaten mit interagierenden Substanzen sollte das Johanniskraut-Präparat in der Regel schrittweise abgesetzt werden.
Solche Wechselwirkungen betreffen insbesondere folgende Arzneimittel bzw. Arzneimittelgruppen:
Absolute Kontraindikationen
Immunsuppressiva (Ciclosporin, Tacrolimus, Sirolimus)
Patienten unter Immunsuppression mit Ciclosporin, Tacrolimus oder Sirolimus dürfen nicht gleichzeitig mit Hypericum behandelt werden. Hypericum führt zu einem raschen und ausgeprägten Abfall der Plasmaspiegel und Verlust der immunsuppressiven Wirkung mit potentiell schwerwiegenden Konsequenzen (Transplantatabstossung).
Antiretrovirale Substanzen aus der Gruppe der Non-Nucleosid-Reverse Transcriptase-Inhibitoren und Proteinase-Inhibitoren
Bei der Behandlung mit Non-Nucleosid-Reverse-Tran¬scriptase-Inhibitoren (z.B. Nevirapin) und Proteinase-Inhibitoren (z.B. Indinavir) ist die Einnahme von Johanniskraut-Präparaten kontraindiziert. Eine Untersuchung bei Probanden ergab, dass eine 2-wöchige Einnahme eines standardisierten Johanniskraut-Präparates die Indinavir-Konzentration signifikant senkte. Es ist möglich, dass Johanniskraut-Extrakte auch zur Senkung des Plasmaspiegels und zur Wirkungshemmung anderer Proteasehemmer (deren Metabolismus überwiegend von CYP3A4 abhängt) führen.
Zytostatika (Imatinib, Irinotecan)
Imatinib: Während einer Behandlung mit Imatinib ist die Einnahme von Johanniskraut-Präparaten kontraindiziert. In einer Interaktionsstudie bei Probanden führte die gleichzeitige Gabe von Hypericum während 2 Wochen zu einer Abnahme der AUC von Imatinib um 32%, der Halbwertszeit von 12,8 auf 9,0 Stunden, einer Senkung von Cmax um 18% und einer Erhöhung der Clearance von Imatinib um 43%. Diese Veränderungen waren statistisch signifikant und wurden in einer anderen Studie bestätigt.
Irinotecan: Während einer Behandlung mit Irinotecan ist die Einnahme von Johanniskraut-Präparaten kontraindiziert. In einer offenen, randomisierten crossover-Studie wurden fünf Krebspatienten mit Irinotecan alleine oder mit Irinotecan und Hypericum über 18 Tage behandelt. Unter der Behandlung mit Irinotecan und Hypericum sank die AUC des aktiven Irinotecan-Metaboliten SN-38 signifikant um 42% verglichen mit der Gruppe, welche nur Irinotecan erhielt.
Wechselwirkungen mit anderen Zytostatika, bei deren Metabolismus CYP-Enzyme und P-Glykoprotein eine Rolle spielen, sind möglich.
Antikoagulanzien vom Cumarintyp (z.B. Acenocoumarol, Phenprocoumon, Warfarin)
Bei gleichzeitiger Einnahme mit Antikoagulanzien vom Cumarintyp sollte die Serumkonzentration dieser Substanzen engmaschig kontrolliert werden.
Relative Kontraindikationen
Digoxin
Bei gleichzeitiger Gabe von Digoxin wurde ein signifikantes Absinken des Digoxinspiegels um ca. 20–25% beobachtet. Deshalb wird eine gleichzeitige Gabe von Johanniskraut-Präparaten mit Digoxin nicht empfohlen.
Hormonale Kontrazeptiva
Hypericum kann zu einer Wirkungsverminderung hormonaler Kontrazeptiva führen (z.B. orale Produkte, injizierte Depot-Präparate, s.c. Implantate, transdermale, intrauterine und vaginal angewendete Produkte mit Hormonfreisetzung). So wurden international mehrere Fälle von Zwischenblutungen unter niedrigdosierten sogenannten Mikropillen (Gehalt an Ethinylestradiol 30 µg oder weniger) gemeldet. Auch über Einzelfälle unerwünschter Schwangerschaften bei Anwendung hormonaler Kontrazeptiva und gleichzeitiger Einnahme von Hypericum wurde berichtet.
Methadon
Johanniskraut-Präparate können zu einer deutlichen Wirkungsverminderung und einem Abfall der Methadon-Konzentration führen. Bei 4 Probanden unter Methadon-Erhaltungstherapie sank der mittlere Quotient Dosis/Plasmakonzentration um durchschnittlich 47%.
Andere
Es ist nicht auszuschliessen, dass Johanniskraut-Präparate auch den Metabolismus weiterer Stoffe, wie z.B. gewisse Lipidsenker (HMG-CoA-Reduktase-Hemmer wie Simvastatin, nicht jedoch Pravastatin), Midazolam und oral oder intravenös applizierte Steroidhormone beeinflusst. Hypericum sollte deshalb nur mit Vorsicht zusammen mit diesen Arzneimitteln gegeben werden.
Pharmakodynamische Interaktionen
Antidepressiva und andere serotoninerge Substanzen (wie Buspiron, Amitriptylin, Nortriptylin, Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin, Triptane u.a.)
Johanniskraut-Präparate sollten nur mit Vorsicht und unter regelmässiger Überwachung zusammen mit Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern oder anderen serotoninergen Arzneimitteln eingenommen werden. Sehr selten können – in Kombination mit Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern und anderen serotoninergen Wirkstoffen – unerwünschte Wirkungen (Serotoninsyndrom) mit autonomen Dysfunktionen (wie Schwitzen, Tachykardie, Diarrhö, Fieber), psychischen (wie Agitiertheit, Verwirrtheit) und motorischen Alterationen (wie Tremor, Myoklonien) auftreten.
Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine ausreichenden klinischen Daten über die Anwendung bei Schwangeren vor.
Mit Deprivita wurden keine tierexperimentellen Studien zur Reproduktionstoxizität durchgeführt. Tierexperimentelle Studien mit einem 50% Ethanol-Johanniskraut-Extrakt bei Ratten zeigten keine direkte oder indirekte Toxizität mit Auswirkung auf Schwangerschaft, Embryonalentwicklung, Entwicklung des Föten und/oder die postnatale Entwicklung. In Kaninchen wurden teratogene Effekte bei einer Dosis beobachtet, welche weit über der klinischen Dosis liegt. Daher werden diese Effekte für die klinische Anwendung als kaum relevant angesehen (siehe Rubrik «Präklinische Daten»).
Während der Schwangerschaft wird die Verabreichung des Arzneimittels nicht empfohlen.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Johanniskraut-Präparate / seine Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für den Säugling kann nicht ausgeschlossen werden. Deprivita sollte nicht während des Stillens angewendet werden.
Fertilität
Es liegen keine Studien am Menschen über die Auswirkungen von Johanniskraut-Extrakt Präparaten auf die Fruchtbarkeit vor. In Ratten hatte die Behandlung mit 50% Ethanol-Johanniskraut-Extrakt keine Effekte auf die Fertilität (siehe Rubrik «Präklinische Daten»).
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Es wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt.
Literaturstudien mit ähnlich zusammengesetzten Johanniskraut-Präparaten zeigten keinen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit Maschinen zu bedienen.
Das Reaktionsvermögen, die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, kann aufgrund der vorliegenden Grunderkrankung und im Zusammenhang mit den beschriebenen Nebenwirkungen generell beeinträchtigt sein. Die Entscheidung trifft im Einzelfall der behandelnde Arzt resp. die behandelnde Ärztin.
Unerwünschte Wirkungen
Magen-Darm Beschwerden
Gelegentlich: gastrointestinale Beschwerden.
Nervensystem
Gelegentlich: Müdigkeit, Unruhe.
Haut
Gelegentlich: allergische Reaktionen der Haut.
Selten: phototoxische Reaktionen.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
Überdosierung
Bisher ist kein Fall einer toxischen Überdosierung bekannt. Es ist anzunehmen, dass sich bei einer erheblichen Überdosierung die oben beschriebenen unerwünschten Wirkungen verstärken. Zudem muss mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit gerechnet werden. In diesem Fall sollte eine Sonneneinstrahlung auf die Haut oder sonstige UV-Bestrahlung (Solarien) für ca. 1–2 Wochen gemieden werden.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code
N06AX25
Andere Antidepressivum
Wirkungsmechanismus
Keine Daten vorhanden.
Pharmakodynamik
Mehrere Wirkungsmechanismen sind experimentell für den antidepressiven Effekt von Johanniskrautextrakt als Ganzes oder von einzelnen aktiven Inhaltsstoffen (Naphthodianthrone [Hypericin], Phloroglucine [Hyperforin] und Flavonoide) identifiziert worden. Für einige dieser Inhaltsstoffe konnte gezeigt werden, dass sie die Blut-Hirn-Schranke passieren können und somit einen direkten zentralen Effekt haben. Es konnte gezeigt werden, dass der Effekt durch die Kombination der verschiedenen Komponenten erreicht werden kann und dass der Johanniskrautextrakt als Ganzes aktiv ist. In Rezeptor- bzw. Transmittermodellen hemmte Hypericum-Extrakt in vitro die Wiederaufnahme der monoaminergen Neurotransmitter Noradrenalin, Dopamin und Serotonin in präsynaptische Neurone. Dazu wurde eine Down-Regulation von zentralen serotonergen und noradrenergen β-Rezeptoren gezeigt. In Vivo veränderte sich das Verhalten der Tiere in verschiedenen antidepressiven Modellen (wie z.B. forced swimming test, learned helplessness model) ähnlich wie bei der Anwendung von Standard-Antidepressiva. Weitere Untersuchungen bei Tiermodellen für chronischen Stress zeigten neurohormonale und neuroimmunologische Effekte: Die Anwendung von Johanniskraut beeinflusst positiv die HPA-Achse (Hypothalamic-pituitaryadrenocortical axis), welche auch eine wichtige Rolle bei depressiven Störungen spielt, z.B. durch Reduktion der Freisetzung von ACTH (adrenocorticotropes Hormon) und Corticosteroiden.
Klinische Wirksamkeit
In einer dreiarmigen, doppelblinden, randomisierten und plazebokontrollierten Multizenterstudie bei 388 Patienten wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Deprivita in der Behandlung mittelschwerer Depressionen (ICD-10 F32.1, F33.1) im Vergleich zu dem SSRI Citalopram (20 mg/Tag) untersucht. Ausgehend von nahezu identischen Ausgangswerten von 21,9 ± 1,2 Punkten (Deprivita), 21,8 ± 1,2 Punkten (Citalopram) und 22,0 ± 1,2 Punkten (Plazebo), reduzierte sich der HAMD-17-Score (Hamilton Score of Depression) auf 10,3 ± 6,4 (Deprivita), 10,3 ± 6,4 (Citalopram) bzw. 13,0 ± 6,9 (Plazebo). Die Medianwerte fielen von 22 auf 9 unter der Behandlung mit dem Hypericum-Extrakt ab, unter der Behandlung mit Citralopram auf 10 und unter Plazebo auf 14 ab. Diese Ergebnisse zeigen eine statistisch gesicherte Überlegenheit von Deprivita gegenüber Plazebo (p <0,0001) sowie eine nicht unterlegene Wirksamkeit von Deprivita gegenüber Citalopram (p <0,0001). Die Responderaten (HAMD-Score bei Studienende <10 bzw. eine Abnahme des Ausgangsscores ≥50%) betrugen 54,2% (Hypericum-Extrakt), 55,9% (Citaprolam) und 39,2% (Plazebo).
Bezüglich der Verträglichkeitsparameter wurden in der Citalopram-Gruppe mehr relevante Nebenwirkungen gefunden, bei denen ein möglicher Zusammenhang mit der Studienmedikation bestand (Hypericum: 7,6%, Citalopram: 39,4%, Plazebo 16,2%; prozentualer Anteil der jeweiligen ITT-Population). Das Verträglichkeitsprofil des Hypericum-Extraktes erwies sich dementsprechend als relevant günstiger als dasjenige von Citalopram.
In einer weiteren randomisierten, doppelblinden Studie wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Deprivita bei 140 Patienten mit mittelschweren Depressionen (ICD-10 F32.1, F33.1) mit Plazebo verglichen. Der HAMD-17-Score verringerte sich von fast identischen Ausgangswerten (22,8 ± 1,1, resp. 22,6 ± 1,2) auf 11,8 ± 4,4 Punkte in der Deprivita-Gruppe und auf 19,2 ± 3,8 Punkte in der Plazebo-Gruppe. Die Responderrate (HAMD-Score bei Studienende <10 bzw. eine Abnahme des Ausgangsscores ≥50%) war in der Verum-Gruppe 58,6% in der Plazebo-Gruppe 5,7% (ITT-Analyse). Somit war Deprivita sowohl bezüglich der Abnahme des HAMD-Scores als auch bezüglich der Responderrate statistisch signifikant überlegen.
In einer Anwendungsbeobachtung wurden 4188 Patienten mit leichten und mittelgradigen Depressionen sowie weiteren Diagnosen wie z.B. Dysthymia mit Deprivita über 12 Wochen behandelt. Der HAMD-17-Score der Patienten sank innerhalb von 12 Wochen von durchschnittlich 15,8 zu Therapiebeginn über 9,5 nach ca. vier Wochen auf 4,6 Punkte am Ende der Studie, also um insgesamt 11,2 Punkte. Der Anteil der Responder (HAMD-Score bei Studienende <10 bzw. eine Abnahme des Ausgangsscores ≥50%) lag insgesamt bei ca. 78%.
Auch bei den Patienten mit einem HAMD-17-Ausgangsscore von mindestens 17 (als akzeptierte Untergrenze für eine mittelschwere depressive Episode) lag der Anteil der Responder bei ca. 77%.
Bei 0,6% der Patienten traten unerwünschte Ereignisse auf, schwer wiegende Ereignisse wurden nicht auf Deprivita bezogen. Es zeigten sich keine Interaktionen mit anderen Arzneimitteln.
Pharmakokinetik
Johanniskrautextrakte besitzen eine Vielzahl von phytochemischen Inhaltsstoffen. Pharmakokinetische Untersuchungen an gesunden Probanden sind bisher nur mit Inhaltsstoffen, die als Leitsubstanzen des Extraktes gelten wie Hypericin, Pseudohypericin, Hyperforin und manche Flavonoide durchgeführt worden.
Absorption/Distribution
Hypericin und Pseudohypericin
Nach oraler Verabreichung von Deprivita (1× 1 Tablette) wurde nach 7,9 ± 1,3 Stunden der maximale Plasmaspiegel (3,8 ± 1,4 ng/ml) an Hypericin gemessen. Nach 2,7 ± 0,7 Stunden wurde eine maximale Konzentration (10,2 ± 3,9 ng/ml) an Pseudohypericin erreicht. Die Halbwertszeit beträgt bei Hypericin 18,7 ± 4,8 Stunden und bei Pseudohypericin 17,2 ± 8,4 Stunden.
Hyperforin
Nach oraler Verabreichung von Deprivita (1× 1 Tablette) wurde nach 4,5 ± 1,2 Stunden ein maximaler Plasmaspiegel (122 ± 45,5 ng/ml) erreicht. Die gemessene Halbwertszeit betrug 17,5 ± 4,5 Stunden.
Bei täglicher Gabe von Deprivita (1 Tablette pro Tag) über 14 Tage wurde ein konstanter Plasmaspiegel (steady state) erreicht.
Wie diese Untersuchung und andere einschlägige Langzeituntersuchungen zeigen, kumulieren diese Inhaltsstoffe im Organismus nicht.
Hyperforin und Miquelianin können die Blut-Hirn-Schranke überwinden.
Metabolismus
Keine Daten vorhanden.
Elimination
Nicht zutreffend.
Präklinische Daten
Für Deprivita liegen keine anderen präklinischen Studien vor als ein negativ ausgefallener Ames-Test zur Prüfung auf Mutagenität. Die unten genannten Studien zur Sicherheitspharmakologie und Toxikologie wurden mit 50% Ethanol-Johanniskraut-Extrakt durchgeführt.
Ethanolische Johanniskraut-Extrakte erwiesen sich in Untersuchungen zur akuten Toxizität mit Dosen bis zu 2 g/kg KG als praktisch untoxisch. Auch die bis zu einjährigen Studien zur chronischen Toxizität sowie sicherheitspharmakologische Untersuchungen erbrachten keine Hinweise auf ein toxisches oder in subakuten Dosen spezifische Organfunktionen beeinträchtigendes Potential des Extraktes.
Schädigende Einflüsse des Extraktes auf Fertilität und Reproduktion, Gravidität, Föten und Nachkommenschaft traten tierexperimentell in Ratten nicht auf und sind auch aus der Literatur nicht bekannt. In einer Studie mit Kaninchen wurden teratogene Effekte bei der höchsten Dosis (32-fach über der klinischen Dosis von 15 mg/kg/Tag auf Basis der Körperoberfläche) beobachtet. Bei einer Dosis, die dem 16-Fachen der klinischen Dosis (auf Basis der Körperoberfläche) entspricht, wurden keine adversen Effekte auf die embryofötale Entwicklung im Kaninchen beobachtet.
Hinweise auf ein mutagenes oder genotoxisches Potential ergaben sich nicht.
Sonstige Hinweise
Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Nicht bekannt.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15–25 °C) und ausser Reichweite von Kindern lagern.
In der Originalverpackung aufbewahren und vor Feuchtigkeit schützen.
Hinweis für Diabetiker
1 Filmtablette Deprivita enthält weniger als 0,01 BE.
Zulassungsnummer
58102 (Swissmedic).
Packungen
Blisterpackungen mit 30 und 90 Filmtabletten. (B)
Zulassungsinhaberin
Permamed AG, 4143 Dornach
Stand der Information
Februar 2021.